runde_px02_neuIn der montäglichen TV-Diskussionsshow Phoenix-Runde, verteidigt Fuad Hamdan, Leiter des ,,Dritte Welt Zentrums München“, die Attacken der Hamas gegen Israel. Er fordert Verständnis für den radikalen Flügel und kritisiert die Parteilichkeit der deutschen Regierung im Gaza-Konflikt.

750 Tote auf palästinensischer Seite und 13 tote Israelis. Die israelische Großoffensive ,,gegossenes Blei“ gegen die seit 2006 als Regierungspartei gewählte Hamas fordert ihren Preis.

Als ,,größtes Freiluftgefängniss der Welt“ titulierte Fuad Hamdan den 40 Kilometer langen und fünf bis zehn Kilometer breiten, am dichtesten besiedelten Fleck auf Erden. Der gebürtige Palästinenser vertrat als einziger die Pro-Hamas Position in der mit drei weiteren Gästen besetzten Talkshow zum Thema: ,,Der ewige Konflikt? – Krieg im Gazastreifen“. Weitere Teilnehmer der kompetenten Runde, waren die Schriftstellerin Lea Fleischmann, Jüdin  aus Jerusalem und Thomas Silberhorn, seinerseits Außenpolitischer Sprecher der CDU. Ergänzt wurde der Kreis durch Rudolf Dreßler, Leiter der ,,Deutschen Initiative Nahost“.

2005 zog Israel seine Truppen, als Zeichen des guten Willens,  aus dem Gazastreifen zurück, hielt das Krisengebiet jedoch weiterhin fest umschlossen. Den einzigen Weg zur Lösung des Konflikts sieht Hamdan in der Grenzöffnung des Gazastreifens und das Ende der Besetzung. Er begründet dies mit einer ungerechtfertigen Gesamtblockade auf See, Luft und Land, durch das israelische Militär. Aus seiner Sicht schlüpfen die Israelis in die Rolle von geflohenen Wärtern, die sich nun nicht wundern dürften, dass das Gefängnis verrückt spiele und die Insassen nach ihrer Freiheit drängen. ,,Die Israelis machen uns zu Bettlern. Wir sind keine Bettler, sondern ein gebildetes Volk und brauchen keine Almosen. Das Einzige was wir brauchen, ist Unterstützung, dass diese Besatzung endet“, so Hamdan. Jene Zahlen, die aus dem Gazastreifen bekannt sind, belegen die unvorstellbarSituation in der sich die Einwohner befinden.Die Mehrheit der 1,5 Millionen Einwohner ist auf internationale Hilfe angewiesen. Ein Drittel der Bevölkerung ist offiziell arbeitslos und dennoch beträgt das Bevölkerungswachstum jährlich 3,7 Prozent, das sind rund 55.000 Menschen.

Als weiteren Kritikpunkt spricht Hamdan eine offensichtlich Parteilichkeit Angela Merkels an. Die Bundeskanzlerin sehe das Ende der Raketenbeschüsse und die Unterbindung des Waffenschmuggels als eigentliche Grundvoraussetzung  für baldigen Frieden. Das mache sie zu einer ,,Unterstützerin des israelischen Staatsterrors“.

Lea Fleischmann versuchte ihrerseits den Standpunkt Israels darzulegen. ,,Man stelle sich vor, dass man keine Nacht mehr durchschlafen kann. Man befindet sich in ständiger Angst um sein Leben. Mehrmals muss man aufstehen um seine schreienden, verängstigten Kinder vor den Raketen der Hamas in Sicherheit zu bringen. Jede Nacht, acht Jahre lang“. Den gefallenen Begriff ,,Freiluftgefängniss“ dementierte Fleischmann aufs Schärfste. Sie sieht die Umlagerung als Resultat eben jenes anhaltenden Terrors und die Großoffensive auf Erfolgskurs.Seit dem Rückzug der israelischen Truppen hat sich die Zahl der Raketenangriffe auf rund 9 Raketen pro Tag  gesteigert. Jene Angriffe werden von Seiten der Hamas zum einen als legitimer Protest gegen den Staat Israel oder zum anderen als direkter Racheakt für getötete Gotteskrieger propagiert.Silberhorn und Dreßler, die teilweise eher als Aussenstehende den Dialog zwischen Hamdan und Fleischmann betrachteten, sprachen sich ebenfalls für Israel aus, verzichteten dabei jedoch nicht völlig auf Kritik an der iraelischen Politik.Trotz zweier verhärteter Fronten kamen die Teilnehmer zu folgendem Ergebnis: In der dritten Phase der Großoffensive gehe es immer weniger um Diplomatie und immer mehr um das Prinzip Hoffnung. Auf die Frage wovon er denn Träume, antwortete Hamdan abschließend: ,,Ich träume von einem friedlichen Nahen Osten und einer friedlichen Welt. Man denke nur einmal an die Geschichte Europas und Millionen von Opfer. Eine schreckliche Zeit und heute kann man sich von Oslo bis Palermo frei bewegen. Doch was ich mir so sehr wünsche, werde ich wohl nicht mehr erleben“. Fuad Hamdan wurde im Dezember 57 Jahre alt.

Benjamin Krischke